Geschichte Mondlicht

 

Diese Geschichte hätte sich wo auch immer ereignen können. Unsere beispielsweise, geschah an einem ungemütlichen Ort, nämlich in einem Waisenhaus.

Nein, sorgt euch nicht! Es ist keine ganz und gar traurige Geschichte. Viel eher findet ihr Wehmut, Sehnsucht und auch Humor, Lachen, Hoffnung, alles, was sich Menschen wünschen. Während die Waisenkinder von früh bis spät arbeiten, damit das Haus, in dem sie leben, im Glanze erstrahlt, träumen sie nachts, tief in ihre Decken gehüllt, von einem besseren Leben.

Liebe und Fürsorge, all das haben sie schon lange nicht mehr erlebt. Sie beschweren sich nicht über den schleimigen Brei, den sie Tag für Tag essen müssen. Sie ertragen auch die bösen Worte der Madame, die deshalb auch von allen nur „böse Tante“ genannt wird. Sie hat niemanden gern, nicht einmal ihre ihr seit Jahren treu ergebene Dienerin Margo, die sie nur schikaniert. Den Kindern hat sie das Geld weggenommen und schmückt sich selbst mit Diamanten.

Eines Tages kommt ein neues Kind an diesen unglückseligen Ort, nämlich die kleine gutherzige Waise Emily. Doch Emilys Seele ist tief traurig. Ihr Eltern sind gestorben. Die anderen Kinder wollen ihr helfen und beschließen, ihr das Träumen beizubringen, so wie sie es alle in ihrer Not tun.

„Wovon soll ich träumen?“, fragt die kleine Emily, „ich kenne nichts Schönes auf der Welt!“ – „Vom Licht des Mondes!“

Der Mond ist hinter dem dunklen Wald. Aber wenn man es schafft, dieses Mondlicht einzufangen, darf man sich etwas wünschen, und dieser Wunsch geht ganz sicher in Erfüllung! Die Kinder rufen alle ihre sehnlichsten Wünsche durcheinander, denn groß ist die Hoffnung auf etwas Liebe und Glück. Die Dienerin Margo, der gutherzige Obdachlose Mark, die Bewohner der Stadt, sie alle hängen unter dem Mondlicht ihren Träumen nach. Und auch unsere kleine Emily, sie träumt von ihrer Mama.

Doch wenn man nichts tut, können Träume niemals in Erfüllung gehen!

 Es sei gewagt! Drei tapfere Jungen fliehen auf der Jagd nach dem kindlichen Glück aus dem Heim. Sie hoffen, dass hinter dem dunklen Wald der Mond ihnen sein Licht und einen Wusch schenkt.

Nur daran glauben, nur daran glauben!

Sie fürchten sich vor dem Wald, der dunkel und bedrohlich vor ihnen liegt, sie sind vom langen Weg erschöpft. Nur das Licht des Mondes, das noch immer unerreichbar scheint, lässt sie weiter gehen.

Schritt für Schritt… und noch einen – da ist er, der Mond!

mondlicht

Illustrator Alexander Petek